Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
eine Laudatio ist ja zumindest für den, der damit bedacht wird, eine sehr feine Sache. Laudatio – vom lateinischen laudare abgeleitet – bedeutet so viel wie loben und preisen und genau das soll heute Abend meine Aufgabe sein.
Um es Ihnen und mir etwas einfacher zu machen, habe ich meine Rede in mehrere Kapitel unterteilt. Ich werde zu Beginn eines jeden Kapitels dessen Überschrift kurz vorlesen und hernach einen Moment innehalten: so können Sie selbst entscheiden, ob das Folgende etwas ist, das Sie interessieren könnte oder ob es sich lohnt, kurz die Augen zu schließen.
Kapitel 1: Kunst
Wenn Sie erwarten, dass ich Ihnen nun eine gebildete, hoch geistige Rede halte zur Frage, was Kunst sei, dann sind Sie zur falschen Zeit am falschen Ort, denn das kann ich nicht und ich will auch nicht so tun, als ob ich es könnte.
Nun: Kunst ist ein deutsches Wort. Es existierte bereits im Althochdeutschen, also etwa seit dem Jahre 750. Ursprünglich ist Kunst ein Substantiv zum Verb „können“. Somit ist ein für alle Mal geklärt, dass die Weisheit „Kunst kommt von Können“ völlig korrekt ist. Und mir als Laudator, wäre es sehr recht, wenn sich diese simple Weisheit auch wieder herumsprechen würde.
In dieser art figura 2015 fällt es uns leicht zu sagen: „Die Künstler können etwas“. Ebenso sicher sind wir uns, wenn wir sehen dass dieses Können fehlt – dann steht fest: „Dies ist sicherlich keine Kunst“. Kunst kommt also von Können. Eine ganz interessante Variante dieses berühmten Satzes finden wir bei Karl Valentin: „Wenn du es kannst, ist es keine Kunst. – Wenn du es nicht kannst, erst recht nicht!“
Hierzu könnte man eine Weitere, in künstlerischen Fragen nicht ganz unerfahrene Persönlichkeit bemühen, nämlich Pablo Picasso. Er antwortete auf die Frage, „Was denn Kunst sei“, wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten.
Wie es scheint, verweigern sich auch Künstler einer näheren Festlegung. Deshalb wenden wir uns dem Anlass unserer heutigen Veranstaltung zu:
Der Kunst – art figura 2015 – „Aktion – Reaktion“
Kapitel 2: Publikumspreis
Zum einen die jurierte Ausstellung, die die Preise eins bis drei festlegte. Zum anderen der Publikumspreis, für den die Besucher während der achtwöchigen Ausstellung ihre Stimme abgeben konnten! Im Gegensatz zur professionellen “Kunstexpertenanalyse“ nähert sich der Laie in der Regel mit drei Schritten einem Kunstwerk: „Staunen – Fühlen – Denken“. „Was macht die Kunst mit mir?“ ist dabei die zentrale Frage.
Wer ist der diesjährige Publikumsfavorit? Die Antwort in wenigen Sekunden!
Kapitel 3: „Wellenschlag“
Jeder, gleichviel ob Kind oder Erwachsener hat in seinem Leben des Öfteren einen Stein in eine still liegende Wasserfläche geworfen und damit Wellen im Wasser erzeugt, die sich scheinbar in nicht enden wollender Bewegung ausbreiten.
Nun zitiere ich den Künstler:
„Auch kleine Steine ziehen im stillen Wasser große Kreise. Trifft ein Stein auf eine Wasseroberfläche, so reagiert diese mit runden Wellenbewegungen. Dreht man an der Kurbel dieses kleinen kinetischen Apparats entsteht die Illusion dieser Bewegung.
Seit Menschengedenken ist dieses Naturphänomen ein Symbol des Innehaltens und der Ruhe. Angesichts der Reizflut unserer Zeit, eine Qualität, die immer mehr einer knappen Ressource gleicht.“
Dem Künstler ist es treffend gelungen mit seinem „Holzmaschinchen“ das soeben geschilderte Phänomen nachzubilden. Der Künstler hat aber auch in überraschender und überzeugender Weise eine Vorrichtung entworfen und hergestellt, die für sich näher betrachtet, Bewunderung, einen sog. AHA-Effekt und Achtung vor dem handwerklichen Geschick hervorruft.
Kapitel 4: Der Künstler
Die wesentlichen Fakten zum Leben des noch sehr jungen Künstlers:
Hier kann er sich als Student ausgiebig mit dem Material Holz und seinen Eigenschaften, seiner Anwendung und seinen Funktionen beschäftigen.
Kapitel 5: Der ganze Rest
Der diesjährige Publikumspreis, gesponsert von dem Kunstfreunde Schwarzenberg e. V., geht an den Publikumsfavoriten „Lukas Schilling“ , der mit der Holzskulptur „Wellenschlag“ in den Wettbewerb gegangen war.
Der Künstler wird Ihnen den ganzen Abend über zur Verfügung stehen, um Fragen zu beantworten oder einfach nur weiteres Lob entgegen zu nehmen. Mich zu dem Werk zu befragen wäre wenig zweckdienlich, ich bitte also davon abzusehen.
Ihnen, sehr verehrte Gäste, wünsche ich noch einen genussvollen Abend mit angenehmen Gesprächen und möchte mit einer Aussage von Pablo Picasso enden:
„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele!“
Lilly Vicedom, 23.10.2015
KUNSTFREUNDE
Schwarzenberg e. V.
Lilly Vicedom, 1. Vorsitzende
Klempnerweg 25
08340 Schwarzenberg